Von Juni bis September in Bochum, Hattingen, Dortmund und Essen
Der Sommer 2015 stand mit dem WORLD MUSIC EVOLUTION – Ruhrstadt-Festival 2015 im Zeichen einer neuen Form der Weltmusik – Begegnungen, Interaktionen und neue Kreationen mit und zwischen internationalen Künstlern aus NRW und Gästen verschiedener Weltkulturen.
Dabei konnten der Kulturgut e.V. und seine Partner der Idee einer grenzenlosen Ruhr-Kultur neuen Raum geben und die Identität der Region Ruhr in ihrer Interkulturalität stärken.
Ermöglicht durch die Unterstützung des Landes NRW und das große Engagement der Beteiligten im Netzwerkverband des prokulturgut.net e.V. entstand ein umfangreiches Programm das in Bochum, Hattingen, Dortmund und Essen zu erleben war.
Kooperiert wurde mit der Akademie der Kulturen NRW, verschiedenen Vereinen, der Jugendkunstschule “Schule der Künste”, den beteiligten Städte, Kulturbüros, Jugendämtern, und anderen Partnern.
Künstlerische Weiterentwicklung, Kommunikation und Verständigung zwischen den in NRW lebenden Kulturen stand im Vordergrund. Das Festival löste ein prozessorientiertes Miteinander aus und es entstand neue Zusammenarbeit zwischen regionalen und internationalen PartnerInnen. Dabei trug es zur europäischen Profilierung der Region bei.
Das Programm entwickelte der künstlerische Leiter Reinhard Kreckel gemeinsam mit einem interessierten Team an Musikern und Künstlern aus dem Ruhrgebiet. Es zeichnete sich durch ein hohes, künstlerisches Niveau, inhaltliche Qualität und sinnhaftes, globales Denken aus. Alles stand im Zeichen eines friedlichen Miteinanders aller Weltkulturen und einer die Kunstsparten übergreifenden, multimedialen und künstlerischen Begegnung.
Künstler wie Publikum erlebten, wie die universelle Sprache der Musik und die anderer Künste den Dialog von, mit und zwischen den unterschiedlichen Kulturen in NRW eröffnen konnte. Die Künstler waren für das Publikum auch persönlich erreichbar in begleitenden Workshops und Foren und Gesprächen vor oder nach ihren Performances.
So gab es (auch an den zwei beinah verregneten Tagen) ausschließlich positives Feedback – sowohl vom Publikum als auch von den Akteuren.
Für das Festival 2015 konnten wieder zahlreiche namhafte Größen aus NRW und Gastländern gewonnen werden, die sich und auch immer Nachwuchskünstlern die Ehre gaben – in eigener Formation sowie miteinander auf der Bühne gemeinsam Neues kreierend.
Eine komplette Liste der Künstler findet sich im Programmheft, das auch online auf www.ruhrstadt-festival.de zu finden ist.
Programm
Die Veranstalter entwickelten ein Programm mit sieben Veranstaltungstagen an vier Orten – open air, überdacht und indoor – und mit 16 Events: Konzerte, Medien- und Tanz-Performances:
Sonntag, 07.06.2015, 15:30 – 22 Uhr
Auftakt auf Burg Blankenstein, Hattingen
Unter dem Motto MUSIK DER KULTUREN wurde das World Music Evolution Festival in Hattingen eröffnet. Die NRW Musiker Afshin Ghavami (Gitarren) aus Bochum, Jens Pollheide (Dortmund) am Bass, Der Trompetenstar Jim Galakti aus Aachen und der Multiinstrumentalist Rechungpa (Hattingen) fanden in Instant Composings ein neues und faszinierendes Zusammenspiel mit bekannten indischen Meistern: Dinesh Mishra (Bochum / Mumbai) an den Bansuri Flöten, Hanif Khan mit Tablas und Tablasprache sowie Imran Khan an der Sitar.
Sonntag, 21.06.2015, 18:00 – 22:00
Kap Bermuda3Eck, Bochum
Im Festival-Debut in Bochum an der Kap-Bühne im Bermuda3Eck präsentierten zehn Musiker aus vier Gruppen, begleitet von Tänzern und Tänzerinnen, eine bunte Mischung aus Weltmusik, Jazz, Folkrock und Sphere.
Die Musik des Konzerts entstand aus der Begegnung verschiedener Kulturen, die Musiker darunter die Nachwuchsband DUO FADENLOS stammten aus NRW (Farfarello und Musiker des The Positive Creative World Ensembles) Madagaskar (Kilema und Nesta) und Indien (Dinesh Mishra und Ustad Hanif Khan).
Samstag, 11.07.2015, 20:00 – 22:00
Herr Walter, Dortmund
Sechs Musiker, darunter die lettische Sängerin Vic Anselmo und der mehrfach ausgezeichnete Pianist Stevko Busch sowie 2 Tänzerinnen begeisterten am ersten Dortmunder Termin in der chilligen Location Herr Walter im Hafen durch kunstvolle Improvisationen und harmonisches Zusammenspiel. Die Künstler stammen aus verschiedenen Musiktraditionen, der klassischen, indischen und westlichen Musik, des World Jazz, der freien Improvisation sowie der intuitiven Musik und soger der der Gothic Scene. Sie trafen zusammen, um die universelle Sprache der Musik weiterzuentwickeln und bewiesen, dass es möglich ist, über die Grenzen der eigenen Genres hinaus direkt auf der Bühne gemeinsam neue Kompositionen zu kreieren.
Sonntag, 23.08.2015, 15:30 – 22 Uhr
Burg Blankenstein, Hattingen
Dieser Veranstaltungstag auf Burg Blankenstein stand unter dem Motto Seelentiefe: Deutsche und persische (Volks-)lieder, Soundscapes, Folk und Worldjazz mit Special Guests.
Das Festival bot sechs Solo-Künstler sowie eine von der Musikschule Bochum empfohlene deutsch-persische Nachwuchsband “Bahar Narenji” auf.
Ein Highlight war die deutsche Sängerin Bobo, der es mit Hilfe der anderen Künstler gelang, in neuen Variationen Volkslieder mit internationalen Einflüssen neu zu interpretieren.
Das Publikum erlebte neue Interpretationen alten deutschen Liedgutes und das Zusammenspiel asiatischer und arabischer Klangfarben mit Grooves aus osteuropäischer und persischer Kultur.
Die Musik entwickelte sich mit “The Positive Creative World”. Das in ständig neuen Konstellation spielende Ensemble debütierte an diesem Tag in ganz neuer Formation mit Stevko Busch (Piano), Andreas Heuser (Saiten/Transorientorchester), Jens Pollheide (Flötist und NRW Bassist der deutschen Weltmusiklegende Embryo u.a.), Rechungpa (Soundscapes und Stimme), der Violinistin Antje Vetter und dem indischen “Special Guest” Pandit Sandip Bhattacharya (Tabla) – es erklangen neue Kompositionen mit asiatischen, indischen, orientalischen und westlichen Klängen.
Dann gab es ein Zusammenfinden mit BOBO (weltbekannt durch ihre Stimme in Rammsteins Klassiker „Engel“) und frische Interpretationen des deutschen Volks-Lied-Gutes.
Das deutsch-iranische Nachwuchs-Trio BAHAR NARENJ mit Helen Parchami (Violine, Gesang), Hooriyeh Parchami (Violine, Gesang) und Benjamin Stein (Santur, Tar, Oud, Robab, Dotar, Tambur und Akkordeon) spielte aus eigenem Repertoire und integrierte sich sodann in das fusionierte Gesamtorchester aller Beteiligten.
Begleitend vollendeten die Deutsch-Chileninnen Camilla Scholtbach und Paulina Abufhele Meza das künstlerische Gesamtbild mit zeitgenössischen Tanzinterpretationen.
Das Gesamtkunstwerk entstand an diesem Tag aus dem Zusammenfinden verschiedener Kulturen und Genres mit hoch virtuosen Passagen als auch meditativen Momenten.
The Positive Creative World zusammen mit Pandit Sandip Bhattacharya & Bahr Narenj
Sonntag, 30.08.2015, 20:00 – 22:00
Herr Walter, Dortmund
Am 30.08 war am Strand des Event-Schiffs “Herr Walter” ein moderner Mix aus internationaler Tanz-Performance, atmosphärischen Klang-Landschaften und treibenden Grooves zu erleben. Zehn Musiker aus sechs verschiedenen Formationen und zwei Tänzer aus aller Welt trafen sich zum kulturellen Austausch.
Dabei gab sich der renommierte Latin-Perkussionist Nippy Noya die Ehre, der dem deutschen Publikum nicht nur durch seine Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg bekannt ist.
Außerdem präsentierte der phänomenale Frame-Drum-Virtuose Abbos Kosimov aus Usbekistan ein fast schon akrobatisches Spiel mit drei Rahmentrommeln, und verstand es, sein Publikum in Erstaunen und Bewegung zu versetzen. Abbos tourt mit Zakir Hussain’s Masters of Percussion, und zählt zu den versiertesten Musikern dieser Zeit. Sowohl als Performer als auch als Lehrer ist er eine große Inspiration.
Tanz-Studenten der Folkwang-Universität, performten gemeinsam mit Paulina Abufhele Meza am Strand und auf dem Schiff im Hafen.
Sonntag, 06.09.2015, 15:30 – 22:00
Kap Bermuda3Eck, Bochum
Am 6. September lud Kulturgut zu einem aufregenden Finale nach Bochum ins Bermuda Dreieck mit internationalen und regionalen WeltmusikerInnen aus vier Formationen, TänzerInnen und PerformerInnen in nie dagewesenen Kombinationen:
Der usbekische Framedrum-Meister Abbos Kosimov überzeugte sein Publikum mit seiner außergewöhnlichen und dynamischen Art des Doyra-Spiels. Er hat sich international einen Namen gemacht, u.a. durch die Zusammenarbeit mit Stevie Wonder und Zakir Hussein´s Masters of Percussion. Abbos lies sich gemeinsam mit Daniel Düring, Nicolás Kretz und Rechungpa auf ein spannendes Musikexperiment ein. Während der Vorbereitung zum Konzert entstanden neue Stücke und Kompositionen, die auf der Bühne mit Improvisationen verbunden wurden.
Die NRW-Bands Kaleidoskop und Tinto del Ruhr präsentierten sowohl eigene Stücke und fusionierten letzendlich mit allen anwesenden in ein neues Großensemble. Dabei interpretierten die Tänzerinnen Isabelle Gilton und Paulina Abufhele Meza mit eindrucksvollen improvisierten Performances die Instant Composings. Beide Künstlerinnen verbinden verschiedene Ausdrucksformen und nehmen die Musik auf eindrucksvolle Weise in ihre Bewegungen mit auf.
Die Performance MenschMaschine des Trios Jan Möllmer, Simon Baucks und Tristan Berger war ein weiteres Festival-Highlight zur Nacht. Die drei Künstler schufen mit ihrer Performance eine künstlerische Verbindung aus Animation, Film, Musik und Tanz.
12.9.2015, 17 bis 23:00 Uhr
Bürgerhaus Oststadt, Essen
Bei der relativ kurzfristig möglich gewordenen zusätzlichen Schlussveranstaltung des Festivals 2015 gab es wieder Raum und Zeit, neue Klangwelten zu erleben: Usbekische Weltmusik traf auf Jazz und Sphere.
Die Musik der Künstler entstand aus der Begegnung verschiedener Kulturen und Genres, mit Musikern aus NRW sowie aus der Ukraine, Persien und Lettland. Der Abend enthielt sowohl hoch virtuose Passagen als auch entspannende Momente.
Abbos Kosimov – den weltweit vielfach ausgezeichneten Percussionist aus Usbekistan entwickelte mit einer neuen Auswahl von Künstlern des The Positive Creative World Ensembles neue Stücke, die von der chilenischen Tänzerin Camilla Scholtbach aus Essen interpretiert wurden.
Der persische Flamenco-Gitarrist Afshin Ghavami, Dimitrij Markitantov mit Saxophon und Klarinette, Jens Pollheide an Flöten und Bass, Fizuli & Vahid aus Persien sowie Rechungpa mit Gong, Stimme und Percussions gaben sich in kleineren und größeren Formationen auf der Bühne die Hand. Dazu begeisterte die lettische Sängerin Vic Anselmo mit ihrer sinnlichen Stimme, die dynamische Kontraste und Klangvariationen.
Abbos Kosimov wurde bei der Veranstaltung durch den Besuch eines der bekanntesten usbekischen Saiteninstrumentalisten überrascht: Toyir Ko’ziev, der dann spontan mit ihm im Duo ein neues Stück kreierte und sie dabei von einer usbekischen Tänzerin begleitet wurden.
WORLD MUSIC EVOLUTION – Ruhrstadt-Festival 2015
Resümé
Bei den unterschiedlichen Festivalterminen konnten die insgesamt ca. 50 beteiligten KünstlerInnen das breite Publikum in neuen, gemeinsamen Formationen begeistern und kunstspartenübergreifende Performances miterleben lassen.
Die Konzerte und Events wurden letztendlich kostenfrei angeboten, um allen Bürgern und neuen Flüchtlingsgruppen die Teilnahme zu ermöglichen. Aus aktuellem Anlass baten die Künstler das Publikum darum, statt Eintritt zu bezahlen, sich mit Spenden für die Erdbebenopfer in Nepal zu bedanken.
Das Ruhrstadt-Festival konnte einen großen Beitrag zur Verbindung der lokalen, regionalen und internationalen Kunstszene leisten und auch einen die Kunstsparten übergreifenden Dialog stärken. Diverse Newcomer-Auftritte förderten auch die junge Kunst.
Durch die gemeinsamen Performances wurden unter den Künstlern viele nachhaltige Kontakte geknüpft, die zu weiteren Kooperationen anregten. Damit wurde ein Fundament für neue gemeinsame Kunst- und Kulturprojekte mit regionaler und überregionaler Ausstrahlungskraft gelegt.
Die Veranstaltungen wurden audiovisuell dokumentiert und das Audio- & Videomaterial wurde umfangreich weiterverarbeitet und den Künstlern zur Verfügung gestellt.
Auf den entsprechenden Plattformen (youtube, Website etc.) wurden ausgewählte Ergebnisse veröffentlicht, um für die Künstler als Referenz und zur Promotion zur Verfügung zu stehen.
An der Akademie der Kulturen NRW wurden zusätzlich Qualifizierungsangebote mit zertifizierten Weiterbildungen und entsprechenden Workshops sowie Künstlerkongresse mit großem Zuspruch angeboten. Im Rahmen dessen namen Newcomer und interessierte Menschen jeden Alters die Gelegenheit wahr, sich mit den Profis auszutauschen, neue Erfahrungen zu sammeln, gemeinsam und voneinander zu lernen und zu wachsen.
Die einzigartige Konzeption des Festivals trägt ihre Früchte auch durch nachhaltige Beziehungen und weitergehende Kooperationen (z.B. Musikproduktionen, Events an anderen Orten) zwischen den Künstlern. Das Interesse am Kulturland NRW wächst international und durch das Ruhrstadt-Festival bekannt gewordene Künstler werden zu Veranstaltungen in anderen Ländern eingeladen.
“World Music Evolution – Ruhrstadt-Festival” kann mit Unterstützung des Landes NRW in den kommenden Jahren eine konstante, nachhaltige Plattform für friedvolle und kreative interkulturelle Weiterentwicklung bleiben.
Bochum, im Juni 2016
Rechungpa Reinhard Kreckel & Team