Am Freitag den 11. Oktober 2019 waren wir, die BOLA-Projektgruppe, auf der 9. Westfälischen Kulturkonferenz, die zum ersten Mal im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen stattfand. Nachdem wir unsere Namensschilder und eine Mappe mit allen weiteren Informationen sowie dem Ablaufplan unten im Foyer abgeholt hatten, konnten wir bei Kaffee und Schnittchen zuerst einmal ankommen. Das 1998 mit dem Architekturpreis ausgezeichnete Gebäude war allein schon ein paar intensivere Blicke wert. Vom 1. Obergeschoss aus bot sich uns durch die verglaste Vorderfront freie Sicht auf die herbstlichen Bäume im Stadtgarten und den sich immer weiter füllenden Veranstaltungsort. Mit über 400 Teilnehmenden starteten wir um kurz nach 10 Uhr in eine interessante Konferenz, die einen ganz offenen Kulturbegriff voraussetzte.
Nach einer herzlichen Begrüßung im Saal „Kassiopeia“ wurden zwei Impulsvorträge zum Thema Kultur gehalten. „Kultur für alle“ und „Kultur von allen“ waren die beiden Positionen, die schnell eine gezielte Polarisierung hervorbrachten. Für die Seite „Kultur für alle“ sprach sich Christian Kreppel aus, während die Perspektive „Kultur von allen“ durch Heike Kropff eingenommen wurde. Eine anschließende Abstimmung machte ein Meinungsbild im Saal sichtbar, das recht ausgewogen war. Die beabsichtigte Überspitzung beider Seiten sollte die Diskussionen in den einzelnen Arbeitsgruppen befeuern. Insgesamt gab es hiervon fünf, mit den folgenden Schwerpunkten: Politik, Verwaltung, Kulturschaffende und Kulturanbieter, Vereine sowie Kulturvermittler. Wir hatten die Möglichkeit zwei Szenarien zu besuchen und uns in die Diskussionen einzubringen.
Im Szenario aus der politischen Perspektive waren Jens Burnicki und Mechthild Schulze Hessing zu Gast. Im Fishbowl konnten abwechselnd zwei Personen aus dem Plenum Stellung beziehen und in einen Austausch mit den Gästen treten. Schnell wurde deutlich, dass die beiden Positionen „Kultur für alle“ und „Kultur von allen“ zusammengedacht werden müssen und keine klare Trennung erfolgen sollte. Als Problem in der Politik wurden zu wenig Gelder und anderweitige Förderungen für kulturelle Institutionen bemängelt.
Im Szenario aus der Sicht der Vereine wurde mit Heike Herold und Ulrike Petzold über die Situation der Vereine diskutiert. Da diese als meist bürgerlich gegründete Einrichtungen hauptsächlich auf einer ehrenamtlichen Stufe agieren, lag der Schwerpunkt der Diskussion auf der Aussage „Kultur von allen“. Hier wurde ein großes Potenzial betont und angemerkt, dass auch niederschwellige Angebote wichtig sind, um kulturelle Begegnungsräume zu schaffen und Kreativität zu fördern. Letztendlich war es aber auch das Ergebnis dieses Szenarios, dass „Kultur von allen“ und „Kultur für alle“ keine gegensätzlichen Positionen darstellen sollten.
Zur Mittagszeit gab es ein Buffet für alle. Hier bot sich uns die Möglichkeit zu regem Austausch und zur Stärkung für das Nachmittagsprogramm. Im Anschluss lud der sogenannte „Marktplatz“ dazu ein, eine Vielzahl von Kulturvereinen zu entdecken. Anregende Gespräche fanden statt und wir konnten tolle Projekte von anderen Vereinen kennenlernen. Am Nachmittag wurden dann die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zusammengetragen und im Plenum präsentiert.
Als offizielles Ergebnis der Konferenz wurde zum Ende hin festgestellt, dass, wie bereits angeklungen, „Kultur für alle“ und „Kultur von allen“ eng zusammenspielen und sich gegenseitig bedingen. Außerdem stand die diskutable Formel „Kultur für alle + x = Kultur von allen“ im Raum, die auf große Begeisterung stieß. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Kulturkonferenz im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen durch den reibungslosen Ablauf, die hochwertige Organisation und den neu eingeführten „Marktplatz“ ein Erfolg war.
Verfasser*innen: David Lindner und Marita Bierhoff