„Urban Gardening“ ist ein sozialer Treffpunkt, entschleunigend, kreativ, aber auch ökologisch sinnvoll und ökonomisch von Bedeutung.
Die Kultur städtischen Gartenbaus hat eine lange Geschichte und trägt zur Erhaltung von Lebensqualität in der Stadt bei. Darüber hinaus machen aktuelle Trends, hin zu mehr Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und interkulturellem Austausch, den Gartenbau in der Stadt attraktiv und zukunftsweisend.
In unserer Workshop-Reihe „Urban Gardening“ kombinieren wir das Erleben der Natur und des Gartenbaus mit technischen Anleitungen zur Fotografie und Bildbearbeitung. Erfahrene Fotografen geben ihr Wissen an die Kursteilnehmer weiter und Medienspezialisten helfen bei der Bildbearbeitung und Präsentation der Ergebnisse.
Unsere Workshops sind integrativ aufgebaut. Sprachbarrieren werden durch praktische Anleitungen überwunden. Dabei findet der kulturelle Austausch über die gemeinsame Basis des Fotografierens und der Bildbearbeitung statt.
Als Treffpunkt der Kulturen ist der Garten ein universeller, Unterschiede überwindender Raum.
Impressionen zum Projekt
An diesem Morgen im Spätherbst, die Bäume haben die meisten Blätter verloren und ein nasskalter Windzug weht uns um die Nase. Tante Albert ist unser erstes Ziel. Mitten in der Dortmunder Nordstadt, nahe dem Borsigplatz ist das ehemalige Parkplatzgelände, auf welchem sich ambitionierte Städter eingepflanzt und einen „Urban Garden“ geschaffen haben. Im Mittelpunkt steht eine imposante, alte Platane, die einen schönen Kontrast zur subkulturellen Bauwagen-Atmosphäre bildet. Das Quartiersprojekt Tante Albert wandelt das durch Vivawest zur Verfügung gestellte Gelände, in einen Raum der Begegnung, des Austauschs und der Gartengestaltung um.
Wir wurden von Henrike (eine der Initiatorinnen des Projekts) sehr freundlich empfangen und anschließend über das Gelände geführt. Mit viel Enthusiasmus und Geduld erklärte sie uns die Arbeitsweise, das Leitbild und die Ziele der Initiative.
Kräuterspirale, Hochbeete, Mini-Gewächshaus, Kunst, Foodsharing, gemütliche Sitzgruppen und Riesenschaukel, hier bietet sich den Städtern eine grüne Oase inmitten einer urbanen Umwelt. Jetzt kommen zum ersten Mal unsere Kameras ins Spiel. Alexandra, unsere Fotografin die uns an diesem Wochenende begleitete, erklärte die ersten Handhabungsschritte im Umgang mit den Fotokameras. Danach wurde versucht, den gesamten Garten, einschließlich interessanter Detailaufnahmen zu fotografieren.
Mit Bus und Bahn geht es weiter. Die frostigen Hände und Füße kurz aufwärmen und schnell einen heißen Kaffee einsammeln. Dann kommen wir auch schon beim Umweltkulturpark vom Permakultur Dortmund e. V in Dortmund-Barop an.
Ganz nahe der Uni und somit in der Stadt fühlt man sich hier dennoch wie in einer anderen Welt. Der liebevoll gepflegte Garten wurde als eine (rechtlich vorgeschriebene) Ausgleichsfläche von der Stadt, im Zuge des Baus der Universität, zur Verfügung gestellt. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht natürliche Lebensräume wiederherzustellen und zu erhalten. Prämissen sind hier die Artenvielfalt (Biodiversität), der Erhalt alter Pflanzenarten, und insgesamt die Pflege und Bewirtschaftung des blattförmig angelegten Gartens. Vom Heilkräuterweg und Sträucher, dessen Beeren nach Schoko schmecken, über Gewächshäuser mit Chilis und Tomaten, diversen Ur-Pflanzen, welche leider in Vergessenheit geraten sind und doch so aromatisch schmecken (wovon wir uns selbst überzeugen durften), gibt es hier alles! Freddy Fricke, Mitbegründer des Vereins, erzählt uns während einer ausführlichen Gartenbegehung viel Wissenswertes über die Entstehungsgeschichte, die Idee hinter der Permakultur, über die verschiedenen Pflanzenarten, Gartengestaltung, sowie Wild- und Heilkräutern. Hier gibt es unglaublich viel zu entdecken und natürlich kramen wir schnell unsere Kameras hervor.
Mit Alex Hilfe versuchen wir nun uns von der Auto-Einstellung zu lösen und manuell mit Einstellungen von ISO, Belichtungszeit, Blende, usw. zu arbeiten und mit den fotografischen Möglichkeiten zu spielen. Mit fortschreitender Zeit sind unsere Hände irgendwann am Auslöser aber endgültig festgefroren. Kein Problem! Freddy lädt uns in die Gartenhütte ein, wo uns ein warmer Ofen erwartet. In uriger Atmosphäre nehmen wir den wohl leckersten, dabei extrem gesunden und frisch aus dem Garten zubereiteten Tee zu uns. Unsere jüngste Teilnehmerin Fathma kommt in den Genuss eines köstlichen, aus eigener Apfelernte gepressten Saftes. Und Schwupps: Plötzlich neigt sich der Tag dem Ende zu und wir müssen uns verabschieden. Schnell sammeln wir noch ein paar Chilis fürs Abendessen und ein Stück Aloe Vera für die abendliche Gesichtspflege ein. Kaputt vom Tag, aber glücklich und bereichert treten wir die Heimreise an.
Am zweiten Tag führt uns der Weg nach Essen “Auf Zollverein”. Auch um das Industriedenkmal herum wurden interessante Gärten angelegt und so die alte, brachliegende Fläche zu einem Ort gemacht, der zum Schlendern, Entdecken und Verweilen einlädt. Hier nehmen wir uns noch einmal intensiv Zeit für den fotografischen Teil des Workshops, erfahren Vertiefendes über Technik, Perspektive und unterschiedliche Kamerasysteme und erkunden alsbald das riesige Gelände des UNESCO-Weltkulturerbes. Mächtige Industriebauten, die Natur, die sich ihren Raum zurückerobert, Gebäude und Objekte als Zeugen von Vergangenheit und Gegenwart als auch die schön angelegten Wege und Grünflächen – an Motiven für Aufnahmen mangelt es hier nicht.
Die Akademie der Kulturen NRW, in Bochum veranstaltet regelmäßig spannende Workshops für verschiedene Altersgruppen. Dieses Mal führte uns der Weg zum Thema “Urban Gardening” in Verbindung mit dem Medium Fotografie. Unseren Teilnehmer*Innen wurden hierbei Grundlagen der Fotografie, Dokumentation, Wissen über öffentliche und private Flächen, sowie deren Nutzung als auch botanisches Wissen vermittelt. Mit vielen Hintergrundinformationen durften wir Einblicke in die Urban-Gardening-Bewegung aus erster Hand erfahren. Die entstandenen fotografischen Arbeiten wurden an einem weiteren Wochenende gemeinsam, professionell bearbeitet und abschließend präsentiert.
Eine Fortsetzung des äußerst spannenden Projektes ist für das Frühjahr 2018 geplant. Wir freuen uns sehr über euer Interesse und eure Teilnahme und hoffen, euch auch 2018 begrüßen zu dürfen!